Drehstart für „Little America“ in der Pfalz

Drehstart bei der von der MFG Baden-Württemberg geförderten deutsch-amerikanischen Emanzipationsgeschichte von Dror Zahavi für Das Erste

Filmteam Little America
Produzent Michael Smeaton, Elisa Schlott, Regisseur Dror Zahavi, Producerin Greta Gilles und SWR Redakteur Manfred Hattendorf (vordere R. v.l.n.r.), Aljoscha Stadelmann, Winnie Böwe und Paul Sundheim | Bild: SWR/Martin Valentin Menke

Wie ganze Landstriche von Rheinland-Pfalz zu Klein-Amerika wurden: Die MFG-geförderte Miniserie ‚Little America‘ erzählt vom Aufeinanderprallen zweier Kulturen, als die Amerikaner Aufbruch, individuelle Freiheit und Freizügigkeit in den Westen Deutschlands brachten. Dror Zahavi inszeniert eine deutsch-amerikanische Emanzipationsgeschichte Anfang der 1950er Jahre.

Die Drehbücher stammen von Johannes Rotter, Christoph Mathieu und Benjamin Braeunlich. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Freundschaft zweier junger Frauen, gespielt von Elisa Schlott und Franziska Brandmeier, die in einer Gesellschaft im Umbruch ihren Platz suchen. In weiteren Rollen stehen Reomy D. Mpeho, Jonas Nay, Dietmar Bär, Anna Schudt, Winnie Böwe, Aljoscha Stadelmann, Paul Sundheim, Julia Koschitz, Philippe Brenninkmeyer, Samuel Finzi und Godehard Giese vor der Kamera von Gero Steffen. Bis Mitte Juni wird in der Eifel, in Köln, im Raum Heidelberg und im pfälzischen Idar-Oberstein gedreht.

Geschichte einer Freundschaft

Gewaltige Geburtswehen begleiten den Beginn der deutsch-amerikanischen Freund­schaft Anfang der 1950er Jahre. In einem Landstrich, der als ‚pfälzisch Sibirien‘ verrufen ist, werden von heute auf morgen Hunderttausende GIs stationiert und die Stützpunkte der US-Army massiv ausgebaut. Damit verwandelt sich die beschau­liche, ja weitgehend archaische Pfälzer Provinz über Nacht in ein ‚El Dorado‘ der Dollars und der Unmoral – und zugleich in eine moderne Gesellschaft.

Kaltenstein, 1951. Die fiktive pfälzische Kleinstadt befindet sich mitten im Aufbruch zu einer neuen Welt. Vier Schicksale sind es, die auf drama­tische Weise durch die Stationierung der Amerikaner gelenkt werden: Da ist zum einen die Bauerntochter Marie Kastner, die eine Stelle auf der Base annimmt, nachdem die Ameri­kaner ihrer Familie Grund und Boden genommen haben; da ist auf der anderen Seite der schwarze GI George, der in Deutschland zum ersten Mal Freiheit erlebt, innerhalb des Militärs aber weiter mit Rassismus zu kämpfen hat. Da ist außerdem Erika Strumm, die Tochter des Bürgermeisters und Maries beste Freundin, die die Amerikaner – wie ihr profitorientierter Vater – mit offenen Armen empfängt und sich ins Kaltensteiner Nachtleben stürzt. Und da ist schließlich Siegfried, Erikas Bruder und Maries Verlobter, der unverhofft aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimkehrt, während seine Schwester im Arbeitshaus moralisch gebessert werden soll und seine Jugendliebe Marie Gefühle für George entwickelt.

In den Wirren der Zeit machen die beiden ungleichen Protagonistinnen eine gegenläufige Entwicklung: Während sich Marie durch die Liebe zu George und ihren Job bei Colonel McCoy und seiner kultivierten Frau Amy neue Horizonte eröffnen und sie sich von Siegfried und ihrer bäuerlichen Herkunft emanzipiert, wird Erika in ihrem Freiheitsdrang von ihrer katholisch-konservativen Mutter gebremst und droht, an den Zwängen der Zeit zu scheitern. So driften die Freundinnen auseinander, als sie einander am meisten brauchen.

Das Team

Produziert wird ‚Little America‘ von Simone Höller und Michael Smeaton, Producerinnen sind Greta Gilles und Anemone Müller. Szenenbild Gabriele Wolff, Kostümbild Lucia Faust, Schnitt Fritz Busse, Casting Marc Schötteldreier und Cassandra Han. Die Redaktion liegt bei Claudia Gerlach-Benz und Manfred Hattendorf beim federführenden SWR, Carolin Haasis, ARD Degeto, Götz Bolten, WDR sowie Sabine Holtgreve, NDR.

Historischer Hintergrund

Zeitgeschichtlicher Kontext der Miniserie ist die Stationierung Hunderttausender amerikani­scher Soldaten und Offiziere infolge des Kalten Krieges und der NATO-Verpflichtungen der USA in den 1950er Jahren. Besonders in dünn besiedelten Gebieten in Rheinland-Pfalz wurden riesige Militärstützpunkte und Wohnungen für Soldaten und deren Familien errichtet. Die Bauten kurbelten die Wirtschaft an, die amerikanischen Streitkräfte wurden zum größten und wichtigsten Arbeitgeber in der Region, und auch der Schwarzmarkt florierte. Der starke Dollar und die Goldgräberstimmung führte die verarmte Landbevölke­rung zu nie gekanntem Wohlstand. Damit hielt der ‚American Way of Life‘ Einzug in die streng-religiös geprägte Pfalz.

In zuvor idyllischen Dörfern wurden Nachtclubs und Kneipen aus dem Boden gestampft, was einige begrüßten und sich wirtschaftlich zu Nutze machten, was konservativen Kräften hingegen ein Zeichen der moralischen Verwahrlosung war. 1952 erklärte der Deutsche Bundestag auf Drängen vieler CDU-Abgeordneter einige Landkreise in Rheinland-Pfalz zum „Sittlichen Notstandsgebiet“. Auf Seiten der Amerikaner empfanden vor allem die schwarzen Soldaten den Aufenthalt in Deutschland als zumindest partielle Befreiung vom alltäglichen Rassismus in ihrer Heimat.

Die Dreharbeiten haben in der Eifel begonnen, die FFP New Media produziert in Koproduktion mit dem federführenden SWR, der ARD Degeto, WDR und NDR für Das Erste und die ARD Mediathek. Die aufwändige Event-Produktion wurde von der Film- und Medienstiftung NRW und der MFG Baden-Württemberg gefördert.

Quelle: FFP New Media GmbH

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