Stuttgart als Modellstadt für grüne Dreharbeiten?

Diskussion beim zweiten Wissenschaftsfestival der Landeshauptstadt am 24. Juni 2022

Die Teilnehmenden des Panels sitzen in zwei Reihen hintereinander und lachen in die Kamera. oben (v.l.n.r.): Maximilian Höhnle (MFG Baden-Württemberg), Vanessa Valkovic (SWR), Jens Gutfleisch (Film Commission Stuttgart), unten (v.l.n.r.): Gudrun Weiler (Green Consultant), Fabian Kiefer (Film Commission Freiburg), Jan Kohlmeyer (Stabstelle Klimaschutz, Stadt Stuttgart)
oben (v.l.n.r.): Maximilian Höhnle (MFG Baden-Württemberg), Vanessa Valkovic (SWR), Jens Gutfleisch (Film Commission Stuttgart), unten (v.l.n.r.): Gudrun Weiler (Green Consultant), Fabian Kiefer (Film Commission Freiburg), Jan Kohlmeyer (Stabstelle Klimaschutz, Stadt Stuttgart) | MFG

Bei dem von der Landeshauptstadt Stuttgart mit Partner*innen aus Wissenschaft und Forschung organisierten, zweiten Wissenschaftsfestival 2022 lud die MFG Baden-Württemberg zu einer Diskussion am 24. Juni unter dem Titel „Kann Stuttgart Modellstadt für grünes Drehen werden?“ in die Design Offices in den Stuttgarter Eberhardhöfen.

Dabei sollten Impulse für grünes Drehen in Stuttgart gegeben und die Teilnehmenden stärker miteinander vernetzt werden. Diskutant*innen unter der Moderation von Vanessa Valkovic waren neben Maximilian Höhnle von der MFG Filmförderung, Jan Kohlmeyer (Leiter Stabsstelle Klimaschutz Stadt Stuttgart), Gudrun Weiler (Green Consultant) und Jens Gutfleisch (Film Commission Region Stuttgart) und sein Kollege Fabian Kiefer (Film Commssion Freiburg), die als Berater*in für Filmproduktionen in ihren Regionen an zentraler Stelle sitzen, wenn es um die Umsetzung der Empfehlungen für mehr Nachhaltigkeit bei Dreharbeiten geht.

Oft fehlt es noch an nachhaltigen Alternativen

Es wurden zunächst verschiedene Maßnahmen erläutert und diskutiert, wie auf hohen Energie- und damit CO2-Verbrauch bei Dreharbeiten verzichtet werden kann: durch den Einsatz von Stromaggregaten anstelle von energiezehrenden Generatoren am Set, Lastenfahrräder anstelle von Fahrzeugen bei kleineren Transporten, den Einsatz von Elektro-Autos oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Ebenso wie bei der Diskussion, die wenige Tage später auf dem Filmfest München stattfand, berichteten die Panel-Teilnehmer*innen in Stuttgart übereinstimmend, dass der Wille zur Umstellung auf nachhaltigere Lösungen in der Film- und Fernsehbranche vorhanden ist. Aber durch die teils mangelhafte Angebotssituation an verfügbaren Aggregaten, anderen Sondergeräten und E-Fahrzeugen für Transporte, aber auch bei der Infrastruktur (Ladestationen in der Stadt, Anzahl der biozertifizierten Cateringfirmen und Hotels etc.) hapert es bei der Umsetzung und den Produktionsfirmen drohen unkalkulierbare Wartezeiten.

Stadt Stuttgart unternimmt erste Schritte, um Standortvorteil zu bieten

Maximilian Höhnle von der MFG betonte, dass Green Shooting für eine Stadt wie Stuttgart gegenüber den größeren Metropolen wie Berlin, Köln oder München ein Standortvorteil sein kann, der sich buchstäblich auszahlt, wenn die Produktionsfirmen feststellen, dass die Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in Stuttgart leichter umsetzbar sind und zu nachweisbaren Kostenersparnissen führen. Es müsse vermittelt werden, dass Investitionen in diesen Bereich sich langfristig rentieren.

Jan Kohlmeyer als Vertreter der Landeshauptstadt erläuterte, dass neben der Erzeugung von Lebensmitteln in der Landwirtschaft und dem Individualverkehr insbesondere die Stromversorgung für den nach wie vor zu hohen Verbrauch an fossilen Energieträgern sorgt, die gegenüber anderen Angeboten oft noch zu billig ist. Stuttgart strebe eine „Dynamik in Richtung alternative Energiekonzepte“ an, die mittelfristig nur durch flankierende Unterstützung vom Bund und der EU gelänge. Immerhin seien große Schritte in Richtung einer kompletten Klimaneutralität der Stadt bis 2035 beschlossene Sache, wozu unter anderem die Umstellung auf einen CO2-freundlichen öffentlichen Nahverkehr zählt.

Ökologische Mindeststandards dürfen nicht als Schikane erlebt werden

Jens Gutfleisch und Gudrun Weiler ergänzten, dass die Alternativen zur konventionellen Energieversorgung und die ökologischen Mindeststandards für die Produktionsfirmen „nicht als Bestrafung oder Schikane“ erlebt werden dürfen – insbesondere bei größeren Produktionen, die entsprechend mehr Energie verbrauchen, als „Mainstream“ aber stärker in die Branche hineinwirken als kleinere Produktionen, denen die Umstellung z.B. auf Stromversorgung durch Aggregate meist leichter fällt.

Fabian Kiefer erwähnte das Beispiel Freiburg, wo der dortige Energieversorger die punktuelle Versorgung durch Stromaggregate für bis zu fünf Stunden pro Drehtag zu einem moderaten Pauschalpreis von 160 Euro zur Verfügung stellt, die sonst aufwendigen bürokratischen Genehmigungsverfahren unterliegen, die potentiell eher abschrecken.

Jens Gutfleisch gab zu bedenken, dass die Umstellung schon „in naher Zukunft ohnehin die Regel“ sein wird, deshalb sei es gut, dass die Film Commissions mit ihren guten Kenntnissen über die Locations, vorhandenen Infrastrukturen und Technologieangeboten der Branche schnell helfen, „ins Machen zu kommen“ bzw. attraktive Modellbeispiele zu geben und zu vermitteln.

Quelle: MFG


Mehr Infos:

Wissenschaftsfestival Stuttgart 2022

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