Kreativ mit offenen Kulturdaten: Was aus den Coding da Vinci-Projekten geworden ist

Fast ein Jahr ist seit dem großen Hackathon in Baden-Württemberg vergangen, einige Ideen werden aber weiterentwickelt

Ein Team schaut gemeinsam auf ein Smartphone.
Teilnehmer*innen beim Coding da Vinci Abschlussevent im Juni 2022. | Bild: Tanja Meißner (CC BY SA 4.0)
| Baden-Württemberg

Im vergangenen Jahr kam Deutschlands größter Hackathon für offene Kulturdaten in den Südwesten. Beim Ideen- und Programmierwettbewerb Coding da Vinci entwickelten verschiedenste Menschen innovative Anwendungen aus den Daten von über 30 Kultureinrichtungen. Für einige Teams ging es nach der Preisverleihung im Juni 2022 aber erst richtig los. Die Coding da Vinci-Stipendien gaben ausgewählten Teilnehmer*innen zusätzliche Zeit, um ihre Projekte weiter voranzutreiben. Drei Projekte aus dem Hackathon in Baden-Württemberg 2022 waren die vorerst letzten, die sich für diese einzigartige Förderung im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes qualifizierten.

Team Flecture: Virtueller Spiegel besteht Härtetest

Das Team „Flecture“ war unter den Preisträgern von Coding da Vinci Baden-Württemberg. Raimund Koop, Marius Winter und Anna-Saray Rohman trainierten eine Künstliche Intelligenz, typische Texturen aus den Gemälden alter Meister aus der Staatsgalerie Stuttgart zu erkennen und als grafisches Design auf virtuelle Kleidungsstücke zu übertragen. Ein virtueller Spiegel macht es möglich, sich in den neuen Kleidungsstücken zu betrachten. Eine Feuerprobe überstand die komplexe Installation auf dem KI-Salon in Heilbronn: „Wir hatten es geschafft, Flecture hatte den Härtetest einer Ausstellung bestanden. Die Software funktionierte ohne Probleme und unser Ausstellungskonzept war auch gut angekommen,“ zieht das Team der coding school 42heilbronn sein Resümee. Sie sind bereit für weitere Einsätze von „Flecture“ in Veranstaltungs- und Ausstellungskontexten. 

Team GarGOyle: Mit Dämonen im Freiburger Münster unterwegs

Der Freiburger Münsterbauverein brachte über 400 Bilder von Wasserspeiern am Freiburger Münster als Datensatz für den Hackathon mit. Das Team GarGOyle um Julia Goeke startete damit die Entwicklung einer Anwendung für mobile Geräte und möchte ein vorwiegend junges Publikum dazu einladen, gemeinsam mit dem kleinen Dämonen Samy den Freiburger Münster unsicher zu machen. Unter anderem wurden die Spiel-Texte mit Unterstützung einer Agentur für Leichte Sprache überarbeitet. Die Lehrkraft einer Schule mit Förderschwerpunkt für geistige Entwicklung meldete schon Interesse an und der Lehrstuhl Public History der Universität Tübingen hat das Team für einen Vortrag angefragt. Was wird dann erst passieren, wenn der begleitende Kinderreiseführer veröffentlicht ist und die App zum Download bereitsteht? Im Bericht des Stipendiums lässt sich die Projekt-Entwicklung nachvollziehen. 

Team Casus Castellum: Spiel wird weiterentwickelt

Amelie Kassner und Johanna Kuch erregten während der Preisverleihung großes Aufsehen im Outfit ganz passend zu ihrem spannenden Serious Game „Casus Castellum“. Inspiriert von Daten des Limesmuseums Aalen entwickelten sie ein Computerspiel mit sieben historisch verbürgten Bewohnern des ehemaligen Römerkastells in Aalen. Der Germane Fratto will dem Präfekten des Römerkastells sein verloren geglaubtes Schwert zurückbringen. In verschiedenen Leveln mit Rätseln versucht die Hauptfigur an den Wachen vorbeizukommen oder den Aufenthaltsort des Präfekten ausfindig zu machen. Die Rätsel können nur durch die Beschäftigung mit den Objekten aus der Sammlung des Limesmuseums gelöst werden. Das Spiel wurde in regelmäßiger Abstimmung mit dem Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg weiterentwickelt und auch nach dem Ende des Stipendiums wird der Kontakt nicht abreißen: „So soll sichergestellt werden, dass das Spiel letztendlich im Limesmuseum Aalen spielbar ist“, formulieren Amelie und Johanna ihre Vision im Projektbericht. 

Nachhaltige Wirkung für Teilnehmende

Genau dieser Kontakt- und Beziehungsaufbau zwischen Mitarbeiter*innen von Kultureinrichtungen und kreativen Köpfen aus unterschiedlichen Feldern war ein Ziel des Hackathons Coding da Vinci. Auch bei einigen Projekten ohne Stipendium besteht weiterhin Interesse an der Weiterentwicklung, so etwa im Stadtmuseum Hornmoldhaus Bietigheim-Bissingen. In einer spielerischen Virtual Reality-Anwendung wurden chinesische Schriftrollen zum Leben erweckt. Für das Landesmuseum Württemberg war Coding da Vinci der Anlass, zum ersten Mal Daten mit einer Creative Commons Zero-Lizenz freizugeben. All diese Maßnahmen sind Zeichen der Öffnung von Kultureinrichtungen und ihrer wertvollen Bestände gegenüber dem Publikum und der interessierten Öffentlichkeit.

Der Hackathon hat viele neue Verbindungen geschaffen – für einige hat die Reise mit dem Hackathon erst begonnen und ist auch weiterhin nicht beendet. Auch wenn Projektteams nur für Coding da Vinci zusammenfanden und künftig andere Prioritäten setzen, brachte der Hackathon einen Mehrwert für sie. Das Team von GarGOyle zieht ein wertvolles Fazit: „Im Gepäck hat aber jeder von uns die Erfahrungen, die wir während des Hackathons und des Stipendiums gesammelt haben.“ Die MFG Baden-Württemberg wird mit ihrem Kompetenzfeld Digitale Kultur die Entwicklungen weiterhin im Blick behalten und den freien und kreativen Umgang mit Kulturdaten sowie deren offene Lizenzierung im Sinne einer „Open Culture“ unterstützen. Dabei lohnt sich auch ein Blick über die Landesgrenzen: im Nachbarland Österreich findet der große Kulturhackathon 2023 in St. Pölten statt vom 1.–3. Juni 2023.

Quelle: MFG Baden-Württemberg

Mehr Infos:

 Coding da Vinci Baden-Württemberg: Projekte
 Fotogalerie zur Preisverleihung 
 Coding da Vinci Baden-Württemberg 2022

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