Die Jury des Hans Bausch Mediapreises des SWR hat entschieden: Thomas J. J. Scherer wird für seine Studie „Inszenierungen zeitgenössischer Propaganda. Kampagnenfilme im Dienste des Gemeinwohls“ ausgezeichnet. Scherer untersucht kurze Spots, die – dramaturgisch und ästhetisch aufwendig gestaltet – für Ideen, Werte, Lebensregeln, konkrete Verhaltensweisen oder gar Weltanschauungen werben: Als Aufklärungskampagnen für umweltbewusstes Denken und Handeln zum Schutz vor mensch- und naturgefährdenden Klimawandel, für die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit, für antidiskriminierende Familienbilder, für bewussten Umgang mit Urheberrechten, gegen Alkohol am Steuer. Solches „Social Advertisement“ findet sich etwa in den Werbeblöcken von Kino- und Fernsehprogrammen oder in den Timelines von Social-Media-Accounts.
Studie über audiovisuelle Gemeinwohlappelle, die aufs Verhalten des Publikums abzielen
Thomas J. J. Scherer sieht Propaganda nicht nur als Instrument gesellschaftlich mächtiger Akteure, die Prozesse einer freien Willensbildung bedrohen können, sondern auch als Instrument, mit dem unterschiedliche Interessensgruppen innerhalb einer pluralistischen Öffentlichkeit um Einverständnis werben können. Scherer untersucht in höchstem Maße kenntnisreich, mit welchen Mitteln die Spots berühren, emotional und ästhetisch eine sogenannte „bessere Welt“ entwerfen.
Begründung der Jury
Die Jury lobt die theoretisch und methodisch innovative Studie, in der Scherer filmwissenschaftlich, interdisziplinär und auf anschauliche Weise argumentiert. Die Studie regt zur Debatte an, wie und mit welchen Formen oder Propaganda für eine demokratische Gesellschaft geworben werden kann.
Über den Autor
Thomas J. J. Scherer ist seit 2021 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kolleg-Forschungsgruppe „Cinepoetics – Poetologien audiovisueller Bilder“ und zeichnet sich dort für die Koordination der Programmplanung verantwortlich. Er studierte Filmwissenschaft, Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Hintergrund: Der Hans Bausch Mediapreis des SWR
Die gemeinnützige Stiftung Hans Bausch Mediapreis des SWR dient der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Innovation im Medienbereich. Dies wird durch die Verleihung des gleichnamigen Mediapreises in Höhe von 5.000 Euro verwirklicht, der einmal jährlich für eine wissenschaftliche Arbeit im deutschsprachigen Raum verliehen wird. Bei der Verleihung des Preises kooperiert der SWR eng mit dem Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen.
Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 5. Juni 2024, in der Alten Aula in Tübingen (Münzgasse 30) statt und wird online übertragen.