Mit großer Spannung wurde die Bekanntgabe der Gewinner*in des CinEuro-Preises bei der traditionellen Abendveranstaltung des Forum Alentours (2.-4.7.) beim Sitz des TV-Senders ARTE in Straßburg erwartet. Die große Vielfalt und hohe Qualität der im Vorfeld nominierten Wettbewerbsprojekte, die auch die Besucher*innen des Forum Alentours vormittags bei den Pitchings erleben konnten, machte jede Prognose schwierig. Die Jury traf ihre Entscheidungen unmittelbar vor Ort, nachdem die Teams aus Autor*innen und Produzent*innen für ihre Projekte persönlich geworben hatten. Die MFG Baden-Württemberg unterstützt sowohl das rheinische Koproduktionstreffen (diesmal: 414 Akkreditierte) in Straßburg als auch die finanzielle Ausstattung des CinEuro-Preises.
Die Jury, bestehend aus Vertretern der zehn Partner des CinEuro-Preises, vergab die Auszeichnungen an ein eine belgisch-französische und eine luxemburgisch- französische Koproduktion:
CinEuro-Preis 2024 für Dokumentarfilm (bis zu 15.000 Euro):
„Capitale(s) Europe, la bataille des sièges“
(dt.: „Europas Hauptstadt, der Streit um den Sitz“; Arbeitstitel)
Produktion: Tarantula Luxembourg (Donato Rotunno/Christian Monzinger) und Cerigo Films (Yannis & Alexis Metzinger, Straßburg)
Regie: Donato Rotunno
Drehbuch: Alexis Metzinger
Jurybegründung:
Der Cineuro-Preis in der Kategorie Dokumentarfilm wird an ein herausragendes grenzüberschreitendes Projekt vergeben, das von einem erfahrenen Koproduktions-Team mit Überzeugungskraft getragen wird. Die Jury begrüßt die starke geografische und thematische Verankerung der Projektidee in die CinEuro-Regionen. Eine Idee, die uns hinter die Kulissen entscheidender politischer Diskussionen in Europa führt. Dieser Dokumentarfilm verspricht Antworten auf eine Frage, die sich bereits viele Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa gestellt haben: Wie fiel die Entscheidung für die Sitze der EU-Institutionen? Besonders fasziniert waren wir von der Originalität des künstlerischen Ansatzes, der Archivmaterial, Zeitzeugen-Interviews und einen inspirierenden Soundtrack verbindet und gleichzeitig ein neues Genre erfindet: den Doku-Krimi.
Inhalt: Erzählt wie ein Thriller ist „Europas Hauptstadt, der Streit um den Sitz“ eine politisch-mediale Saga, die siebzig Jahre enttäuschter Ideale und geheimer Verhandlungen, aufsehenerregender Erklärungen und überraschender Wendungen nachzeichnet. Braucht man eine einzige, effiziente Hauptstadt? Oder sollen im Gegenteil die Institutionen verstreut werden, um sie der Bevölkerung näher zu bringen? Was sich im Laufe dieser unbekannten Geschichte abzeichnet, ist die Vorstellungswelt des heutigen Europas mit seinen Erfolgen und Misserfolgen, seinen Symbolen und seiner Suche nach einer immer schwankenden Legitimität.
CinEuro-Preis 2024 für Spielfilm (bis zu 30.000 Euro):
„Helter Skelter“ (Arbeitstitel)
Produktion: Need Production (Géraldine Sprimont/Anne-Laure Guégan, Brüssel, Belgien; unter anderem „Last Dance“) und Tripode Productions (Guillaume Dreyfus/Delphine Schmit, Montpellier, Frankreich; unter anderem: „Ellbogen“ mit Achtung Panda! Produktion, Berlin)
Drehbuch & Regie: Paul Vincent De Lestrade
Jurybegründung:
Der CinEuro-Preis in der Kategorie Fiktion wird einem Film verliehen, der sich mit einem besorgniserregenden gesellschaftlichen Phänomen auseinandersetzt, das in allen unseren CinEuro-Regionen von großer Aktualität ist. Die Jury stimmt einer ebenso sensiblen wie engagierten Projektidee zu, die den herausfordernden Weg der Verweigerung und Emanzipation einer mutigen jungen Heldin skizziert. Die Erfahrung des Regisseurs mit jungen Schauspielern, seine Leidenschaft und die überzeugende Verankerung des Drehbuchs in einem grenzüberschreitenden Raum, aber auch die Projektleitung durch zwei engagierte Produktionsfirmen waren für die schwierige Entscheidungsfindung der Jury angesichts des hohen Qualitätsniveaus der Nominierungen maßgeblich.
Inhalt: Die 14-jährige Eva wurde in einer radikal-nationalistischen Extremistengruppe von einem alleinerziehenden Vater erzogen, der ihr alles beigebracht hat und den sie über alles bewundert. Bis sie herausfindet, dass er bereit ist, zu töten...
Jedes Projekt illustriert auf einzigartige Weise die Verbindungen innerhalb der grenzüberschreitenden Gebiete westlich und östlich des Rheins, die im Zentrum des CinEuro-Projektes stehen. Dank bedeutender finanzieller Unterstützung (bis zu 30.000 Euro für Spielfilme und 15.000 Euro für Dokumentarfilme) sind diese Projekte nun gut gerüstet, um ihren Weg fortzusetzen – unter aufmerksamer Betreuung der diversen Partner des CinEuro-Preises. Die Preisträger könnten eventuell schon nächstes Jahr in Produktion gehen.
Der Projektaufruf für den CinEuro-Preis 2025 wird voraussichtlich Ende des Jahres eröffnet. Europäische Produktionsunternehmen, die ein Projekt entwickeln, das in den Gebieten des CinEuro-Preises verwurzelt ist und eine grenzüberschreitende Dimension aufweist, werden eingeladen, ihre Bewerbung auf der CinEuro-Homepage einzureichen.