Gefördert wird unter anderem der Verleih des DDR-Fluchtdramas „Jenseits der blauen Grenze“, der beim vergangenen Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken drei der wichtigsten Preise gewann und das Psychodrama „Vena“, für dessen Skript die Regisseurin und Autorin Chiara Fleischhacker im Jahre 2022 mit dem Thomas Strittmatter-Drehbuchpreis der MFG Filmförderung ausgezeichnet wurde. Auch der Kinoeinsatz der in Stuttgart gedrehten Filme „Es geht um Luis“ – ein von Lucia Chiarla inszeniertes Familiendrama um ein überfordertes Ehepaar und ihren Sohn – und die satirische Komödie „Holy Meat“ von Regisseurin Alison Kuhn werden von der MFG unterstützt.
Zu den Dokumentarfilmen, deren Kinoverleih gefördert wird, zählt unter anderem ein Lebensporträt der Überlebenden des KZ Auschwitz, Anna Strishkowa aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew: „Schwarzer Zucker, Rotes Blut“, gedreht vom Mannheimer Autorenfilmer Luigi Toscano.
Die Förderentscheidungen im Einzelnen:
Holy Meat (Drama, Komödie)
Bewilligte Fördersumme: 45.000 €
Regie: Alison Kuhn
Antragssteller*in: Camino Filmverleih GmbH, Stuttgart
Kinostart: 14.11.2024
Nach ihrer Metzgerlehre ist Mia (Homa Faghiri) direkt in die Großstadt abgehauen – nun muss sie jedoch unfreiwillig ins Heimatkaff zurückkehren. Dort trifft sie auf Regisseur Roberto (Pit Bukowski), der aus der Berliner Off-Theaterszene gecancelt wurde und nun hier in der Einöde versucht, sein finanzielles Überleben zu sichern – angeheuert von Pater Iversen (Jens Albinus), der mit Hilfe fragwürdiger Methoden die Pfarrgemeinde des kleinen Dörfchens Winteringen retten möchte. Ein grandioses Theaterspektakel soll verhindern, dass er zu seinem alten Leben auf der dänischen Insel Falster zurückkehren muss. Doch er hat nicht mit Mia gerechnet, die durch die Machenschaften des neuen Pfarrers um ihr Erbe gebracht wird. Sie bringt Roberto dazu, eine Version der „Passion Christi“ zu inszenieren, die mit dem bestellten Spektakel kaum mehr was zu tun hat.
Jenseits der blauen Grenze (Drama)
Bewilligte Fördersumme: 20.000 €
Regie: Sarah Neumann
Antragssteller*in: Across Nations Filmverleih UG, Stuttgart
Kinostart: 03.10.2024
Sommer 1989, an der Ostsee. Die ehrgeizige Hanna (Lena Urzendowsky) ist eine talentierte Schwimmerin und trainiert regelmäßig und diszipliniert, um einmal ihren großen Traum zu erreichen: Sie will Olympiasiegerin werden. Doch ihr Alltag verändert sich drastisch, als ihr Kumpel Andreas, der schon immer Probleme damit hatte, sich in das starre DDR-System einzugliedern, in einem Jugendwerkhof „sozialistisch umerzogen“ werden soll. Irgendwann sieht Andreas nur noch einen Ausweg: die Flucht über die Ostsee.
Und so steht auch Hanna plötzlich vor der Entscheidung ihres Lebens: Verlässt sie ihren festen Platz in der sozialistischen Gesellschaft, wo sie anerkannt und gefördert wird? Oder lässt sie Andreas allein über die Ostsee schwimmen, mit dem Wissen, dass er es ohne ihre Hilfe und Erfahrung niemals schaffen wird?
Lioness (Jugendfilm)
Bewilligte Fördersumme: 20.000 €
Regie: Raymond Grimbergen
Antragssteller*in: Der Filmverleih GmbH, Stuttgart
Kinostart: 24.04.2025
Der G20 Gipfel im Juli 2017 in Hamburg war für die kapitalismuskritischen Bewegungen Europas Anlass des gemeinsamen Protests gegen diese Machtdemonstration der führenden Industrienationen über alle politischen Differenzen hinweg. Der Film begleitet in einer Langzeitstudie Teilnehmer und Teilnehmerinnen der damaligen Proteste. Er zeigt, wie sie Opfer ungebremster Polizeigewalt, zeitweiliger Inhaftierung und bis heute andauernder Strafverfolgung wurden.
Es geht um Luis (Drama)
Bewilligte Fördersumme: 18.000 €
Regie: Lucia Chiarla
Antragssteller*in: Across Nations Filmverleih UG, Stuttgart
Kinostart: 23.01.2025
Constanze und Jens sind ein Team, ein Paar, Eltern, und vor allem sind sie eins: erwerbstätig. Zwischen Nachtfahrten im Taxi und Wochenendschichten im Büro halten sie ihr Leben gerade so irgendwie aufrecht, treffen sich für kurze Besprechungen in Jens‘ Taxi und schieben ihren Sohn Luis hin und her. Bis eines Tages ein Anruf von der Schule ihre Routine durcheinander bringt: Luis wird gemobbt. Während Luis in der Schule weiterhin gedemütigt und geschlagen wird und selbst vom Opfer zum Täter wird, droht die Beziehung des Paares unter dem Druck des Alltags in einer Spirale aus Vorwürfen, Schuldgefühlen und hilflosen Versuchen, den Sohn zu beschützen, unterzugehen.
Vena (Drama)
Bewilligte Fördersumme: 13.000 €
Regie: Chiara Fleischhacker
Antragssteller*in: Weltkino Filmverleih GmbH, Leipzig
Kinostart: November 2024
Jenny ist von ihrem Freund ungeplant schwanger. Ihre Beziehung ist geprägt von einer starken Bindung, jegliche Konflikte verblassen im Crystal Meth-Rausch. Vom Jugendamt wird Jenny aufgefordert, sich eine Familienhebamme suchen. Aus Angst, das Sorgerecht zu verlieren, stimmt sie widerwillig zu.
Reinas (Jugenddrama)
Bewilligte Fördersumme: 10.000 €
Regie: Klaudia Reynicke
Antragssteller*in: Arsenal Filmverleih GmbH, Tübingen
Kinostart: 11.10.2024
Im Sommer 1992 überschlagen sich in Lima die Ereignisse. Inmitten sozialer und politischer Unruhen wollen Lucia, Aurore und ihre Mutter Elena in die USA übersiedeln und müssen Abschied nehmen – von Land und Menschen, aber vor allem von Vater und Ex-Ehemann Carlos. Die ungewisse Zukunft weckt die widersprüchlichsten Gefühle. Der Wegzug bringt Verluste mit sich, denen sich die Familie stellen muss.
Misty - The Erroll Garner Story (Dokumentarfilm)
Bewilligte Fördersumme: 7.500 €
Regie: George Gachot
Antragssteller*in: CCC - Cologne Cine Collective GmbH, Köln
Kinostart: 31.10.2024
Ein Film über Erroll Garner, einen der ganz Großen des Jazz, ein musikalisches Genie und heute fast vergessen: Seine atemberaubende Musik, sein Leben zwischen großem Erfolg und einer bisher unbekannten Welt hinter der öffentlichen Person. Erroll Garners Leben und seinen Jazz zu betrachten, bedeutet auch, die entscheidenden Dekaden der USA zwischen den 50er und 70er Jahren nachzuzeichnen. Es sind die Jahre, in denen der amerikanische Traum geboren wurde und wieder verloren ging. Das Amerika zwischen Konsumboom, Rassismus und Vietnamkrieg.
Schwarzer Zucker, Rotes Blut (Dokumentarfilm)
Bewilligte Fördersumme: 7.500 €
Regie: Luigi Toscano
Antragssteller*in: Drop-Out Cinema eG, Mannheim
Kinostart: 21.11.2024
Der Dokumentarfilmerzählt die Geschichte von Anna Strishkowa aus Kiew. Sie ist ein Kleinkind, als sie am 4. Dezember 1943 an der Rampe von Auschwitz steht. Weder kennt sie die Namen ihrer Eltern, noch weiß sie, wo sie geboren wurde.
Filmemacher Luigi Toscano lernt sie 2015 im Rahmen seines Projekts „Gegen das Vergessen“ in Babyn Jar kennen; seither lässt ihn das Schicksal Annas nicht mehr los. Die Spurensuche nach Annas Herkunft führt Luigi von Auschwitz in das weißrussische Dorf Pronino, zum Lager Potulice-Lebrechtsdorf in Polen, nach Kiew und Drohobytsch in der Ukraine, bis nach Unna in Nordrheinwestfalen.
Das leere Grab (Dokumentarfilm)
Bewilligte Fördersumme: 5.000 €
Regie: Agnes Lisa Wegner, Cece Mlay
Antragssteller*in: Rushlake Media GmbH, Köln
Kinostart: 14.05.2024
Zwei Familien aus Tansania auf der Suche nach ihren Vorfahren. Die Suche führt sie nach Deutschland, wo noch immer Zehntausende menschliche Gebeine aus den ehemaligen deutschen Kolonien lagern. Diese wurden zu Beginn des 20. Jahrhundert teils zu Forschungszwecken teils als Trophäen geraubt und nach Deutschland gebracht. Der Film zeigt, welche Spuren und Traumata die Kolonialverbrechen bis heute in den Familien und Communities hinterlassen haben und wie sperrig und undurchdringbar der Dschungel deutscher und tansanischer Bürokratie ist. Auch wenn das Thema mittlerweile die politische Ebene erreicht hat, steht weiterhin die Frage im Raum, wie die Schädel identifiziert und zurückgeführt werden können.
Wir werden alle sterben! (Dokumentarfilm)
Bewilligte Fördersumme: 5.000 €
Regie: Ben Knight
Antragssteller*in: Drop-Out Cinema eG, Mannheim
Kinostart: 31.10.2024
Ben ist ein Journalist, dem die andauernden Krisen, über die er immer wieder schreibt, zusetzen. Also reist er von Berlin nach London, nach Kansas, nach Norwegen und schließlich ins Zentrum allen Verlusts, dem Chicxulub-Krater in Mexiko. Er will von denen lernen, die sich auf den sozialen und ökologischen Kollaps vorbereiten. Ob man sie nun Prepper, Doomer oder Bunkerbewohner nennt – die „Collapse-Community“ ist sehr viel größer als anfangs von ihm gedacht. Was kann Ben sich abschauen? Wo geht er hin? Und ist Frieden überhaupt möglich in dem Krater, den die Auslöschung anderer hinterlassen hat?
Die Jury im Bereich Verleih/Vertrieb besteht aus Prof. Dr. Susanne Marschall (Vorsitz), Franziska Heller, Dieter Krauß, Herbert Spaich, Thomas Bastian, Helga Reichert und Carl Bergengruen.
Nächster Einreichtermin für Verleih-/Vertriebsförderung: 01.10.2024