Jeden Monat stellen die Mitarbeiter*innen aus dem Kompetenzfeld Digitale Kultur einen Fund aus Kunst, Kultur oder (Fach-)Literatur vor. In diesem Monat empfiehlt Corina Langenbacher das Buch "Krisenkommunikation für den Kulturbetrieb – Ein Leitfaden: Digitale Methoden und Tools"
Was hast Du dabei?
In ihrem Buch "Krisenkommunikation für den Kulturbetrieb" bieten Karin Bjerregaard Schlüter und Ralf Schlüter eine umfassende Anleitung zur Krisenbewältigung für Kultureinrichtungen. Gerade in Zeiten zunehmender öffentlicher Sensibilität und schneller digitaler Kommunikation ist es für Museen, Theater, Konzerthäuser und ähnliche Einrichtungen entscheidend, vorbereitet zu sein.
Die Autor*innen beleuchten im ersten Teil die Ursachen der Diskurskrise:
"Die Besonderheit der aktuellen Diskurskrise besteht (…) darin, dass sie aus der Logik des Digitalen heraus entsteht. (…) In der analogen Zeit waren die Kontexte, in denen Debatten ausgetragen wurden, auf definierte Kanäle beschränkt und damit halbwegs überschaubar. Im Digitalen aber sind sie komplex und voller Zufallseffekte." (S.21)
Sie vermitteln dann im zweiten Teil des Buches – ausgehend vom digitalen Raum – Methoden und Werkzeuge, um im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben und die Glaubwürdigkeit der Institution zu sichern.
Was spricht Dich an?
Besonders wertvoll finde ich den praktischen Teil des Buches, der sich mit dem Krisen-Framework und dem Krisen-Handbuch beschäftigt. Hier werden systematische Ansätze vorgestellt, wie man auf Krisen reagieren kann, und gleichzeitig erhält man Werkzeuge an die Hand, um diese Konzepte im eigenen Umfeld umzusetzen. Dabei finde ich es positiv, dass die Autor*innen betonen, dass die Umsetzung des Krisen-Frameworks flexibel gestaltet werden kann. Es ist nicht notwendig, alle Elemente des Frameworks 1:1 zu übernehmen. Stattdessen kann man einzelne Bausteine auswählen und diese individuell an die Bedürfnisse der eigenen Institution anpassen. Das macht das Buch besonders praxisnah und ermöglicht eine maßgeschneiderte Anwendung der Inhalte.
Hast du eine Lieblingsstelle?
Die Darstellung der Rolle der Öffentlichkeit und der Kommunikation, die sich durch das Digitale sehr stark verändert haben:
"Die heutige Öffentlichkeit ist eine digitale. Und damit meinen wir nicht nur die Social-Media-Plattformen (…). Wir verstehen das Digitale – viel grundlegender – als soziales Betriebssystem der heutigen Gesellschaft. Fundamental formen Daten in permanenter Verknüpfung und Veränderung unsere Wahrnehmung der Welt sowie unsere Beziehungen zu uns selbst und zu anderen." (S.12)
"Im Bezug auf das Digitale und die Diskurskrise sprechen wir (…) von sich ständig neu generierenden Kommunikationsräumen, die von allen Nutzenden in einer Ko-Kreation geschaffen werden. In diesen Räumen gilt als wahr und richtig, was dauerhaft von vielen bestätigt wird und was zu den Bedürfnissen und Fragen der Nutzenden passt." (S.54)
Der digitale Raum kann nicht mehr als eine reine Marketingmaßnahme betrachtet werden, um Zielgruppen zu informieren und Reichweite zu generieren. Es ist vielmehr ein Diskursraum geworden, der zur Beteiligung und zum Dialog einlädt.
Wem empfiehlst Du das?
Mit zahlreichen Fallbeispielen und konkreten Checklisten ist "Krisenkommunikation für den Kulturbetrieb" ein praxisnahes Handbuch, das nicht nur theoretische Ansätze, sondern auch direkt anwendbare Maßnahmen bietet. Für alle im Kulturbereich ist dieses Buch eine wertvolle Ressource, die hilft, sich gezielt auf potenzielle Krisen vorzubereiten und im Fall der Fälle sicher zu navigieren.