Zum Abschluss der TeleVisionale 2024 wurden bei einer festlichen Abschlussveranstaltung am Abend des 29.11. im Theater Baden-Baden die Preise des Film- und Serienfestivals verleihen, darunter auch der von der MFG Baden-Württemberg gestiftete MFG-Star. Die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung für Regienachwuchs geht an die Regisseurin Justine Bauer für ihren Film „Milch ins Feuer“, der das Leben von Landwirtinnen in der schwäbischen Provinz thematisiert. Über den Preis entschied diesmal als Ein-Personen-Jury die renommierte Regisseurin Doris Dörrie („Kirschblüten – Hanami“).
Doris Dörrie sagt zur Begründung für ihre Entscheidung:
„Mit ihrem Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln „Milch ins Feuer“ beschreibt Justine Bauer das Leben von drei Generationen von Bäuerinnen in der Nähe von Schwäbisch Hall, wo sie selbst auch aufgewachsen ist. Sie weiß also genau, wovon sie spricht. Ihren bestechend genauen Blick verwendet sie für eine fiktionale Erzählung und füllt sie an mit poetischer Wucht, bestechenden Dialogen auf hohenlohisch und verblüffend reifer Bildsprache. Besetzt hat sie ihren Film fast ausschließlich mit Laien, die fantastisch präzise und gleichzeitig natürlich agieren. Mit ihrer besonderen Mischung aus dokumentarischen und fiktionalen Elementen erzählt Justine Bauer komisch und tragisch, anrührend und gewaltig vom Leben von Frauen auf dem Land.“
Justine Bauer, die in selbst in der Hohenloher Ebene aufgewachsen ist, hat den Film in hohenlohischer Mundart mit Laien gedreht. Doris Dörrie lobte bei der Preisverleihung das hohe qualitative Niveau der für den MFG-Star nominierten Filme, die dabei höchst unterschiedlich waren. Der MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen betonte die Wichtigkeit von Nachwuchsförderung und -Preisen, für die sich die MFG Baden-Württemberg intensiv einsetzt.
Rolf-Hans Müller Preis für Filmmusik 2024
Der mit 5.000 Euro dotierte und je zur Hälfte von der Rolf-Hans Müller Stiftung Baden-Baden und der MFG Baden-Württemberg gestiftete Rolf-Hans Müller Preis für Filmmusik geht in diesem Jahr an die Schweizer Filmkomponistin Mirjam Skal für ihre Filmmusik zum SRF-Tatort „Von Affen und Menschen“.
Zur Begründung spricht die siebenköpfige Fachjury von einer „herausragenden Filmmusik, die durch ihre hohe Musikalität und kreative Tiefe besteche. Mirjam Skal zeigt ein großes Gespür dafür, dem Film durch ein sehr markantes, eigensinniges Klangkonzept, das geschmackvoll tradierte, orchestrale Instrumente mit elektronischen Klängen vermählt, eine zusätzliche Dimension zu verleihen. Ihrer Komposition gelingt durch eingängige Themen und der vielschichtigen klanglichen Gestaltung eine geschickte Balance zwischen Spannung, Dynamik und Emotion. Die Musik unterstützt die Dramaturgie des Films gekonnt atmosphärisch und unaufdringlich, ihre kreative Vielseitigkeit erhöht die immersive Erfahrung der filmischen Erzählung auf eindrückliche Weise.“
Preisträgerin mit Hang zum Experimentieren mit Instrumenten und Klängen
Mirjam Skal, 1996 geboren, lebt in Zürich. Sie erhielt 2022 ihr Master-Diplom in Komposition für Film, Theater und Medien an der Zürcher Hochschule der Künste und ist als freischaffende Komponistin tätig. Ihre Arbeit umfasst Musik für viele Kurzfilme, Games, Werbespots, Dokumentationen und Musik für das Schweizer Fernsehen (SRF). Als Synästhetin verfügt sie über eine intuitive Herangehensweise an das Komponieren und ist fasziniert davon, Live-Instrumente mit elektronischen Klanglandschaften zu kombinieren. Als Vizepräsidentin des Forum Filmmusik und Teil des Beirats des Verbands Sonart vertritt sie die Schweizer Filmmusikbranche.
Mit dem Rolf-Hans Müller Preis für Filmmusik werden seit 1992 Nachwuchskomponist*innen für ihre herausragende Filmmusik geehrt. Gestiftet wird der vom Südwestrundfunk ausgerichtete Preis je zur Hälfte von der Rolf-Hans Müller Stiftung Baden-Baden und der MFG Baden-Württemberg. Rolf-Hans Müller war als Dirigent, Komponist und Arrangeur dem früheren SWF (heute SWR) jahrelang eng verbunden.
Weitere letztmalig in Baden-Baden vergebene Preise für die besten TV-Produktionen und Serien
Dazu zählte unter anderem der Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste 2024 an „Das Schweigen der Esel“ (ORF/ARTE) von und mit Karl Markovics. Als Beste Deutsche Serie 2024 wird „Angemessen Angry“, mit dem Serienpreis der Studierenden 2024 „Zeit Verbrechen“ – beide von RTL+ – ausgezeichnet. Der 3satPublikumspreis 2024 geht aufgrund einer Online-Abstimmung an die ZDF-Produktion „Ich bin! Margot Friedländer“.
Eine Überraschung bot die Fachjury von Filmstudierenden der deutschen Filmhochschulen, die ihren Preis 2024 an den elfjährigen Camille Moltzen als besten Nachwuchsschauspieler in der MFG-geförderten Produktion „Ein Mann seiner Klasse“ von Regisseur Marc Brummund, der derzeit in der ARD-Mediathek zu sehen ist.
Der Ehrenpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste 2024 geht stellvertretend für die beiden Teams an den/die Redaktionsleiter/in Stefanie Groß (SWR - Debüt im Dritten) und Burkhard Althoff (ZDF - Das kleine Fernsehspiel) – zwei Redaktionen, denen die MFG Filmförderung durch zahlreiche gemeinsam finanzierte Filmprojekte in besonderer Weise verbunden ist.
Nach der feierlichen Preisverleihung fand mit zahlreichen Gästen aus der Film- und Fernsehbranche ein von der TeleVisionale, der MFG, dem SWR und der Filmakademie Baden-Württemberg veranstalteter Abschlussempfang in den Sälen des Kulturhaus LA8 statt, um den Abend ausklingen zu lassen. Im nächsten Jahr wird die TeleVisionale nach 38 Jahren nicht mehr in Baden-Baden, sondern erstmals in der thüringischen Kulturstadt Weimar stattfinden.