"In Zukunft wollen wir die regionale Identifikation mit dem Festival noch mehr fördern."

Exklusiv-Interview mit Annegret Richter (Künstlerische Geschäftsführerin) und Heike Mozer (Kaufmännische Geschäftsführerin) vom Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart - ITFS.

Heike Mozer (als kaufmännische Geschäftsführerin) und Annegret Richter (als künstlerische Geschäftsführerin) sind seit 2024 Leiterinnen des Internationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart - ITFS.
| Stuttgart

Am Dienstagabend, den 6. Mai 2025, wird die 32. Ausgabe des Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS), Deutschlands größtem Animationsfilmfestival, feierlich in den Stuttgarter Innenstadtkinos eröffnet. Wir sprachen vorab mit den beiden Leiterinnnen des traditionsreichen Festivals über deren Strategien und die Programmschwerpunkte. 


Frau Richter, Frau Mozer, es gibt wieder viele besondere Events und Zusatzvorführungen außerhalb der traditionellen Festivalreihen. Ist das eine Reaktion auf Ihre Feststellung, dass immer mehr Animationsfilme sich an ein erwachsenes Publikum wenden und schwer ‚einzuordnen‘ sind? 

Annegret Richter: Animationsfilme für ein erwachsenes Publikum gibt es schon seit Anbeginn des Animationsfilms. Es hat sich nur in den letzten Jahrzehnten besonders in Deutschland die Vorstellung verbreitet, dass Animation nur für Kinder ist. Das war sie nie.Animation ist eine eigenständige Kunstform, die komplexe, gesellschaftlich relevante und oft auch kontroverse Themen aufgreifen kann und das hat das ITFS in seinen Wettbewerben und Sonderreihen schon immer versucht zu zeigen. Aber in den letzten Jahren hat sich die Animationslandschaft etwas gewandelt: Animation wird eben nun längst nicht mehr nur als Kinderunterhaltung wahrgenommen. Und die Branche will auch in Langfilmen und Serien die Bandbreite der Möglichkeiten von Animation für anspruchsvolle Geschichten nutzen. Der Erfolg von Filmen wie „Flow“ und auch „Flee“ vor einigen Jahren spricht dafür.

Heike Mozer: Deshalb haben wir uns 2025 entschieden, den Langfilm-Wettbewerb stärker auf Filme für ein älteres Publikum zu fokussieren. Denn diese Filme haben es immer noch schwer in die deutschen Kinos zu kommen und so sind Festivals oft der einzige Ort, wo sie gesehen werden können. Unsere Sonderveranstaltungen und Events haben aber auch noch einen weiteren Aspekt. Wir wollen Programme für bestimmte Zielgruppen machen, die das ITFS vielleicht so noch nicht auf dem Schirm haben. Mit unserem Animation Nightmare Night Special zum Beispiel zeigen wir, dass Animation auch Genrefilme wie Horrorthriller bedienen kann.
 

 

Bei welchen Einreichungen haben Sie selbst so staunen oder lachen müssen, dass sie dachten: Den Film müssen wir unbedingt zeigen?

AR: Wir haben in unseren diesjährigen Programmen des internationalen Wettbewerbs viele großartige Filme für eine emotionale Achterbahnfahrt, da ist alles drin von Staunen über Lachen. Es war eher die Herausforderung, welche Filme wir leider nicht zeigen, denn die Qualität der Kurzfilme ist enorm hoch. Ich kann auch die Langfilme des Animovie sehr empfehlen. „Pelikan Blue“ ist auf eine charmante Weise lustig, ohne dabei die Ernsthaftigkeit der Geschichte zu verlieren und mit „Memory Hotel“ haben wir diesmal auch einen deutschen Langfilm dabei, an dem der Regisseur Heinrich Sabl über 25 Jahre gearbeitet hat. Er erzählt über 40 Jahre deutsche Nachkriegsgeschichte und die Figuren und das surreale Setting bleiben lange im Gedächtnis und regen zum Nachdenken an.

HM: Ich freue mich neben den Wettbewerbsfilmen auf unsere Premieren „Lenas Hof“ und „Dalie and the Red Book“ am Familiensonntag. Ansonsten ist eines meiner persönlichen Highlights auch die GameZone in der Staatsgalerie, die wir in diesem Jahr größer mit Arbeiten von drei regionalen Hochschulen ausgestalten konnten und die man die ganze Festivalwoche über kostenlos besuchen kann.


Laut einer von der MFG in Auftrag gegebenen Studie ist die Region Baden-Württemberg inzwischen „führend“ bei der Produktion von animierten Filmen und solchen mit hohem VFX-Anteil. Wenn ja, inwieweit beobachten Sie bei der Organisation des Festivals diese dynamische Entwicklung?

AR: Diese Studie zeigt ja, dass Baden-Württemberg viele Unternehmen und Beschäftigte im Bereich Animation und VFX verzeichnet. Wir sehen auch bei unseren Festivaleinreichungen, dass viele Firmen aus der Region als Dienstleister oder Koproduktionspartner dabei sind, gerade bei Serien oder Langfilmen.

Es ist für uns großartig, dass wir ein Making-of des Films „Light of Aisha“ von Shadi Adib präsentieren können, der von M.A.R.K 13 mitproduziert wurde oder die Kinopremiere von „Lenas Hof“ von Studio FILMBILDER bei uns stattfinden kann. Damit können wir die regionale Animationsfilmbranche auch dem Publikum nahebringen.

HM:  Es ist sehr positiv, wenn Unternehmen aus Baden-Württemberg kontinuierlich Aufträge erhalten und so stabile Arbeitsplätze schaffen sowie den Standort nachhaltig stärken. Besonders freuen würde es uns, wenn künftig noch mehr originäre Geschichten und kreative Stoffe direkt von hier ansässigen Firmen umgesetzt werden könnten, um die Vielfalt und Innovationskraft des Standorts weiter auszubauen. 

 

Quelle: MFG

Mehr Infos:

Website des ITFS

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