Die re:publica ist eine der größten Konferenzen zu Netzkultur und gesellschaftlicher Transformation im digitalen Zeitalter. Auf Einladung der Kolleg*innen von kulturBdigital reiste Projektleiter Maximilian Westphal für das Team Digitale Kultur der MFG Baden-Württemberg nach Berlin und beteiligte sich dort am Panel “Kultur & digitale Entwicklung, Status: ongoing – ungeklärt – gestrichen?”. Im Newsletter Digitale Kultur gibt er einen Einblick in seine Erfahrungen auf der re:publica 2025.
Kürzungen im Kulturbereich: Was ist noch möglich?
kulturBdigital leistet im Land Berlin ähnliche Arbeit wie das Team Digitale Kultur der MFG in Baden-Württemberg, die Förderung von Digitalität in der Kultur. Anlass für den Austausch auf der re:publica waren die Kürzungen im Berliner Kulturbereich durch das Land Berlin. Viele Mittel für Digitalisierungsvorhaben sind dort gestrichen. Stellen, die die Digitalisierung in der Basis stärken sollen, müssen abgeschafft werden. Der Bewegungsspielraum ist nochmals enger geworden. Wie geht es unter diesen Bedingungen nun weiter? Sind weitere (digitale) Entwicklungen im Kulturbereich bis auf weiteres “on hold”?
Unter der Moderation von Annette Kleffel (Abteilungsleitung Kultur und Bildung, Technologiestiftung Berlin) diskutierte Maximilian Westphal mit Wibke Behrens (Geschäftsführerin, bbk-kulturwerk.de), Clemens Poser (Projektmanager für Digitale Transformation, Kulturprojekte Berlin) und Barbara Thiele (Direktorin für Vermittlung und Digitales, Jüdisches Museum Berlin) über die weitere Entwicklung von Digitalität in Museen, Theatern und anderen Kultureinrichtungen. Er schilderte für das Kompetenzfeld Digitale Kultur die Perspektive aus Baden-Württemberg und sprach über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und mögliche gemeinsame Perspektiven.
Gute Bedingungen in Baden-Württemberg?
Nach dem von der MFG begleiteten Programm Digitale Wege ins Museum wurden an den Landesmuseen in Baden-Württemberg feste Stellen für Digitalmanager*innen eingerichtet und damit die digitale Entwicklung personell nachhaltig verankert. Trotz dieser guten Situation muss der Betrieb digitaler Infrastrukturen vor allem aus Haushaltsmitteln gestemmt werden und auch im Südwesten sind bereits einige nichtstaatliche Museen direkt von Kürzungen in kommunalen Haushalten betroffen.
Erfreulicherweise können Kultureinrichtungen in Land Baden-Württemberg mit Programmen wie Weiterkommen (Zentrum für Kulturelle Teilhabe) oder dem Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg konkret die Entwicklung digitaler Angebote angehen. Die Landesstelle für Museen startete jüngst ein Programm zur Digitalisierung der Sammlungsbestände für nichtstaatliche Museen. Weitere Fördermöglichkeiten haben wir zuletzt im MFG Newsletter Digitale Kultur aufgezeigt.
Digital Literacy muss langfristig verankert werden
Der Blick nach Berlin und andere Bundesländer zeigt, dass Solidarität, neue Formen der Zusammenarbeit und Kooperationen unbedingt notwendig sind. Neben der Entwicklung neuer digitaler Angebote im Kulturbereich müssen Digital Literacy verankert und der langfristige Betrieb von Hard- und Software-Infrastrukturen gewährleistet sein. Dennoch braucht der Kulturbetrieb Raum für neue Experimente – doch der wird immer kleiner, was sich in Berlin und auch in anderen Bundesländern bereits deutlich abzeichnet. Die nächste Gelegenheit zum Austausch steht bereits im Kalender: Im Oktober laden die Kolleg*innen in Berlin zu ihrer Jahreskonferenz in der ufaFabrik in Berlin-Tempelhof ein.
Starkes Programm aus Baden-Württemberg: Jetzt ansehen
Auch abseits des Panels war Baden-Württemberg stark im Programm vertreten, zum Beispiel mit dem Zeppelin Museum Friedrichshafen zu Spielen im Museum. Allgegenwärtig war das Thema Künstliche Intelligenz, von Policies und rechtlichen Bedenken bis hin zu konkreten Anwendungen. Das Team des Landesbeauftragten für Datenschutz informierte über die "Digitale Kehrwoche" und die Rechte von Verbraucher*innen bei unerwünschtem Tracking. Auch Popkultur und Unterhaltung kamen mit Perspektiven zu KI in der Musikgeschichte von Dr. Pop aus der SWR1 Hitparade nicht zu kurz. Wohin geht’s mit der Digitalisierung im Bildungsbereich? Der Netzlehrer Bob Blume sprach über Lernen als Möglichkeit statt lästige Pflicht.
Mittlerweile sind fast alle Beiträge als Aufzeichnung auf dem YouTube-Kanal der re:publica verfügbar – viel Spaß beim Stöbern!