Kooperation im Museumsbereich: Wie Zusammenarbeit gelingt

Lisa Foege und Steffen Bogen sprechen im Interview über ihr gemeinsames Projekt "SherLOOK" 2.0.

Eine Gruppenfoto von Studierenden vor einem Gebäude.
Wer ist der Detaildieb? Das Entwicklerteam von SherLOOK im Sommersemester 2025: Bachelor- und Masterstudierende des Studiengang Literatur – Kunst – Medien der Universität Konstanz im Rosgartenmuseum, hinten rechts Dr. Lisa Foege und Prof. Dr. Steffen Bogen. | © Bogen / Foege
| Konstanz

Wie können Kooperationen im Kulturbereich sinnvoll umgesetzt werden? Worauf kommt es dabei an und welche Chancen bestehen?

Für die Septemberausgabe des MFG Newsletter Digitale Kultur geben Lisa Foege, stellvertretende Direktorin der Städtischen Museen Konstanz, und Steffen Bogen, Professor an der Universität Konstanz mit den Schwerpunkten Kunstwissenschaft und Gamedesign, Einblicke in die Umsetzung ihres gemeinsamen Projekts SherLOOK 2.0.

Sie haben gemeinsam das Projekt SherLOOK 2.0 umgesetzt – was macht für Sie persönlich eine gelungene Zusammenarbeit aus?

Es ist ein wenig wie in jeder guten Beziehung: Jeder soll seine Kompetenzen einbringen können, man muss sich aber auch Freiräume lassen und Vertrauen in den Prozess haben. Das bedeutet auch: regelmäßig zusammensetzen, dran bleiben und Aufgaben und Zeitpläne wenn nötig nachjustieren. Eine gelungene Kooperation sollte keine Belastung sein, sondern inspirieren und Früchte tragen.

Wie haben sich Uni Konstanz und Rosgartenmuseum für dieses Projekt gefunden?

Ich lehre seit einigen Jahren an der Uni Konstanz, Lisa Foege hat dort studiert und promoviert. Die Kontakte bestehen also schon lange. Die Anschubfinanzierung für SherLOOK kam über ein Schweizer Museum. Bei einem Sondierungstreffen im Rosgartenmuseum haben wir viele Vorteile für beide Seiten gesehen: dazu gehörte die Möglichkeit wöchentlicher Seminarsitzungen im Arbeitsraum des Museums und vor allem: die historischen und vielfältig bestückten Sammlungsräume, die zur Weiterentwicklung des Suchspiels eingeladen haben. Seitens des Museums war das Projekt attraktiv, da es einen Ausbau digitaler Vermittlungsformen bot und Studierende der Uni an das Museum heranführt und bestenfalls bindet. Angesichts des angespannten städtischen Haushalts spielte auch die Finanzierbarkeit eine Rolle, hier war die Kombination aus Förderungen seitens der Universität und einer an dem Museum angegliederten Stiftung der Schlüssel zum Erfolg.

Welche konkreten Rollen hatten Sie im Projekt und wie hat diese Aufteilung zum Erfolg beigetragen?

Als Leiter des Seminars habe ich die Konzeption des Spiels mit der Konzeption der Lehrveranstaltungen und ihren Studien und Prüfungsleistungen verbunden. Die Herausforderung bestand darin, einen Prozess zu organisieren, der spielerisch offen und kokreativ ist und doch die konkreten Lernziele im Auge behält. Im Zentrum stand die Kernaufgabe des Gamedesigns, ein Spiel zu schaffen, das über einen eigenen Wiederspielwert verfügt, d.h. am Ende die Möglichkeit gibt, nach konstanten Regeln noch einmal in variierter Form spielen zu können. 

Wie das für die ziemlich neue Gattung eines Museumsspiels zu denken ist, das sich aus einer Kombinatorik unterschiedlicher Fälle zusammensetzt, mussten wir in den Räumen selbst erkunden. Lisa Foege hat die Expertise der musealen Kunstvermittlung eingebracht, ohne zu sehr das Spiel selbst bestimmen zu wollen. Wir konnten uns also mit den Räumen und Objekten vertraut machen, ohne zu starre Vorgaben zu haben, welche Inhalte im Spiel genau vermittelt werden müssen. Wichtig war vor allem, dass das Spiel am Ende Spaß machen sollte. Um das zu evaluieren, haben wir auch die Kontakte des Museums mit Schulen und dessen social media Kanäle genutzt.

Wo lagen die größten Herausforderungen und wie haben Sie sie gelöst?

Für den Erfolg des Projekts war die kontinuierliche Begleitung der Spielentwicklung durch die Elektrotechnik und Informatik der wissenschaftlichen Werkstätten der Universität Konstanz sehr wichtig. Nur so konnten die technische Infrastruktur und das Interface des Spiels in ständigen Feedbackschleifen mit den Spielinhalten entwickelt werden. An der Organisation dieses Prozess haben wir von Seminar zu Seminar gearbeitet und viel gelernt und dieser Prozess ist auch lange noch nicht abgeschlossen. 

Was hat Sie an der Zusammenarbeit besonders inspiriert oder vielleicht sogar überrascht?

Ehrlich gesagt haben wir uns den Erfolg des Spiel sehr gewünscht, sind aber auch ein wenig überrascht vom aktuellen Erfolg: Seit der gut besuchten Release-Party im November 2024 haben wir von Monat zu Monat mehr Besucher:innen, die das Spiel spielen wollen. Im Juli sind wir bei 215 Personen und Partien angekommen und wir arbeiten daran, dass diese Zahlen weiter wachsen. 

Welche Tipps würden Sie anderen geben, die eine erfolgreiche Kooperation in einem ähnlichen Bereich starten möchten?

Nicht zu starre Zielvorgaben und Vermittlungsziele definieren, sondern dem spielerischen Prozess vertrauen: über playtesting und Feedbackschleifen Spielabläufe entwickeln, die Spaß machen und die variabel und kombinatorisch gefüllt werden können. Sich nicht von bestehenden Strukturen seitens der Verwaltung bremsen lassen, die kann besonders bei öffentlichen Institutionen zum Thema werden. Wenn eine Projektplanung mehr Ressourcen verschlingt als das Projekt selbst, ist eine Umsetzung oftmals schwierig.

Gibt es schon Ideen für eine Fortsetzung oder ein neues gemeinsames Projekt?

Im Sommersemester 2025 haben wir die Zahl der Rätsel aufgestockt, so dass ab November 2025 mit insgesamt 100 Suchobjekten auf beiden Stockwerken des Museums etwa 800 verschiedene Fälle generiert werden können. Das Seminarprojekt ist fest im Praxismodul des Studienhangs Literatur – Kunst – Medien verankert und wurde von der Universitätsleitung für den Landelehrpreis 2025 nominiert. Es gibt zahlreiche Anfragen von Museen aus der Region, die den Spielrahmen von SherLOOK gut finden und ihr Museum für das Seminarprojekt öffnen möchten. Wir möchten als Rosgartenmuseum auch weiterhin den Kontakt zu Steffen Bogen halten, auch wenn keine regelmäßigen Seminare zu SherLOOK mehr im Haus stattfinden. Greift man die eingangs genannte Analogie einer guten Beziehung auf, könnte man sagen: das erste Kind haben wir schonmal groß gezogen. Vielleicht ergeben sich ja weitere, neue Projekte oder Ideen für Praxisseminare.

Quelle: MFG Baden-Württemberg / Vlora Kleeb
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