Der MFG-geförderte Wettbewerbsbeitrag "Moria Six" der Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg Jennifer Mallmann hat zum Abschluss des Internationalen Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm DOK Leipzig (28.10.-03.11.2024) gleich zwei Auszeichnungen erhalten:
1. den DEFA Förderprei, der mit 4.000 Euro dotiert ist und
2. den Filmpreis Leipziger Ring der Stiftung Friedliche Revolution, dotiert mit 2.500 Euro.
Die DEFA-Stiftung vergibt seit 2005 unter ihrem Satzungsmotto „Vergangenheit neu entdecken – Zukunft fördern“ den DEFA-Förderpreis bei DOK Leipzig, um junge Filmemacher*innen bei ihrer kritischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen zu unterstützen. Die deutschsprachige Fachjury für den Preis der DEFA Stiftung waren: Tilman König, Katrin Mundt und Susanne Sachsse. Die Jurybegründung lautet: Ein brillanter Dokumentarfilm, der eindringliche Bilder für den hochgerüsteten, hochtechnisierten Menschenverwaltungsapparat an den europäischen Außengrenzen findet. Ein Film, der einem die Luft zum Atmen nimmt und Wut macht.
Die Preisstifter des Leipziger Rings sagen: „Die Stiftung Friedliche Revolution unterstützt das Engagement für Freiheit und Demokratie auf vielfältige Weise. Das Medium Film erreicht als interkulturelle Vermittlungsform Menschen in besonderer Art. Mit diesem Ziel wird jährlich ein künstlerischer Dokumentarfilm mit dem Filmpreis Leipziger Ring ausgezeichnet, der bürgerschaftliches Engagement für Demokratie und Menschenrechte beispielhaft aufzeigt oder der unter großem persönlichem Einsatz und Mut des Filmemachers oder der Filmemacherin gegen Widerstände und Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit entstanden ist.“ Die Jury bestand aus: Matthias Hoch, Hannah Klitzke und Elske Rosenfeld. Die Jurybegründung lautet: "Die Regisseurin findet beeindruckende Bilder für die Leere und Unfassbarkeit der Situation in Moria nach dem Brand im Flüchtlingscamp. Es werden Symbole und Aufnahmen einer durchtechnisierten Entmenschlichung gezeigt, die medial immer weniger Aufmerksamkeit bekommt. Der Film, der u. a. Aufnahmen von Pushbacks zeigt, ruft in seiner Dringlichkeit zum Handeln auf."
"Moria Six" - eine Produktion der Filmakademie Baden-Württemberg und Film- und Fernsehlabor Ludwigsburg
In ihrem Diplomfilm "Moria Six" wirft Regisseurin Jennifer Mallmann einen differenzierten Blick auf das Flüchtlingslager Moria, in dem es im September 2020 zu einem verheerenden Brand kam. Nach der Zerstörung des Lagers verstummte sowohl vor Ort als auch im öffentlichen Diskurs die Debatte über die unmenschlichen Zustände an Europas Außengrenzen sowie die regelmäßigen Pushbacks im Mittelmeer. Auch die Verhaftung von sechs Jugendlichen, die der Brandstiftung beschuldigt wurden, blieb weitgehend unbeachtet, obwohl der Prozess viele Fragen aufwarf. Im Mittelpunkt des Films steht Mallmanns Briefwechsel mit Hassan, einem der verurteilten Jugendlichen, der von seinem Alltag im Gefängnis berichtet. In ruhigen, präzisen Bildern thematisiert "Moria Six" die Mechanismen der europäischen Abschottungspolitik, die Menschen wie Kriminelle behandelt und sie in futuristische Hochsicherheitslager einsperrt.
Zu den Besuchern der Weltpremiere mit zwei ausverkauften Vorstellungen im Leipziger Festivalkino gehörte auch MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen. Neben der Regisseurin Jennifer Mallmann waren auch Svenja Vanhoefer, Line Producerin (studentische Producerin der Filmakademie Baden-Württemberg), die Kamerafrau Sina Diehl und der Produzent Matthias Drescher (Film- und Fernsehlabor Ludwigsburg) angereist. Jennifer Mallmann ist Stipendiatin der Baden-Württemberg Stiftung und hat im Rahmen ihres Studiums an einem internationalen Partnerprogramm teilgenommen.