MFG fördert 18 Filmprojekte mit über drei Millionen Euro

Die höchste Fördersumme erhält die geplante Filmbiografie über den früheren Stuttgarter Ballettchef John Cranko. Auch der neue Spielfilm von Regisseurin Julia von Heinz, die Literaturverfilmung „Iron Box“, erhält Produktionsförderung

In der zweiten Vergabesitzung des Jahres 2022 hat ein Fachgremium der MFG über Förderungen für die Entwicklung von Drehbüchern sowie die Vorbereitung und Produktion von 18 Filmprojekten in einer Gesamthöhe von 3.253.720 Euro entschieden. Wie immer wurden auch in dieser zweiten Auswahlrunde vielversprechende Nachwuchsprojekte im Bereich „Junger Dokumentarfilm“ ausgewählt, bei der die Nachwuchsfilmer der Ludwigsburger Filmakademie eingeladen wurden, ihre Projekte dem Gremium persönlich vorzustellten.

Die höchste Fördersumme von 650.000 Euro erhielt das Spielfilmprojekt des Autorenfilmers Joachim Lang, der eine Filmbiografie über den berühmten Ballettregisseur und –choreografen John Cranko vorbereitet. Der 1927 in Südafrika geborene, nach Großbritannien emigrierte Cranko, verließ London 1961 Richtung Stuttgart, wo er dem Ballett als Direktor zu Weltgeltung verhalf. 1971 gründete er eine eigene Ballettschule, die als Staatliche Ballettakademie bis heute einen herausragenden Ruf führt. Den Film über den 1973 verstorbenen und beim Schloss Solitude beerdigten Cranko wird die Firma Zeitsprung Pictures aus Köln produzieren, die mit der Filmbiografie über den Schriftsteller Thomas Brasch, „Lieber Thomas“, derzeit für zwölf Deutsche Filmpreise nominiert ist.

Eine Fördersumme von 600.000 Euro erhält ein neuer Animationsfilm für Kinder, den die Ludwigsburger Firma SERU Animation produzieren wird: „Die Heinzels - Neue Mützen, neue Mission“ ist die Fortsetzung des erfolgreichen Vorgängers „Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen“ und erzählt kindgerecht eine Romeo-und-Julia-Story unter verfeindeten Heinzel-Sippen.

Schwäbisches Lokalkolorit verbunden mit skurrilem Humor verspricht das Filmprojekt von Alison Kuhn mit dem Arbeitstitel „Herrgottscheißerchen“. Die deutsch-vietnamesische Filmemacherin Kuhn versetzt in ihrer Geschichte einen Großstädter in die schwäbische Provinz, wo er eine Laientheatergruppe leiten soll und einen Culture Clash der besonderen Art erlebt. Produzieren wird die Stuttgarter Niama-Film GmbH, deren letzter Kinofilm „Bis wir tot sind oder frei“ im März Kinostart feierte. Fördersumme: 550.00 Euro.

Einen weiteren Spielfilm über das Leben einer realen Person, nämlich der Weltumseglerin Laura Dekker, fördert die MFG mit 450.000 Euro. Florian Cossen wird das Drama um die spektakuläre Reise über die Weltmeere inszenieren, das vor allem in die Schlagzeilen geriet, weil die neuseeländisch-deutsch-holländische Soloseglerin Laura Dekker zum Zeitpunkt ihres Aufbruchs 2010 erst 14 Jahre alt war. Die Sommerhaus Filmproduktion in Berlin und Ludwigsburg („Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) übernimmt das Ruder.

Auch das neue Filmprojekt der Drehbuchautorin und Regisseurin Julia von Heinz („Ich bin dann mal weg“, „Eldorado KaDeWe“) mit dem Arbeitstitel „Iron Box“ erhält eine Produktionsförderung der MFG (150.000 Euro). Erzählt wird von der amerikanischen Journalistin Ruth, die 1990 mit ihrem Vater Edek nach Polen reist. Ruth hofft, dass sie ihren Vater endlich dazu bewegen kann, ihr zu erzählen, wie er den Holocaust erlebt und überlebt hat.

Bei den Förderentscheidungen für Drehbuch- bzw. Stoffentwicklung finden sich mehrere komödiantische Stoffe sowie die geplante Neuverfilmung des Märchens um die „Prinzessin Fanta-Ghiro“ durch die Sola Media in Stuttgart.

Im Bereich „Junger Dokumentarfilm“ wurde unter anderem ein Projekt über den früheren Hochstapler-Journalisten und Nachrichtenfälscher Michael Born, „Der Rattenfänger“ der Autoren Benjamin Rost und Erec Bremer und eine Filmidee von Jannika Quaas ausgewählt, die eine junge Bundestagsabgeordnete während ihrem ersten Parlamentsjahr begleiten will: „Wer ist das Volk“.

Die Förderentscheidungen trafen Franziska Heller, Thomas Martin, Simon Ofenloch, Christiane von Wahlert, Simone Reuter, Jan Adamczyk, Toks Körner und Carl Bergengruen, Geschäftsführer der MFG. Nächster Einreichtermin für Projekte bei der MFG ist der 12.07.2022.

 

Die Förderentscheidungen im Einzelnen:

Produktionsförderung

 

John Cranko (Arbeitstitel, Spielfilm)

Bewilligte Fördersumme: 650.000 Euro

Drehbuch/Regie: Joachim Lang

Antragsteller: Zeitsprung Pictures GmbH, Köln

Der begnadete, charismatische Künstler John Cranko kommt von London, wo er wegen seiner Homosexualität angefeindet wird, in die schwäbische Provinz, und schafft nach vielen Krisen mit einer Truppe von Übriggebliebenen auf den Bühnen der Welt als neuer Popstar der Kunst die große Sensation: das Stuttgarter Ballettwunder.

 

Die Heinzels - Neue Mützen, neue Mission (Arbeitstitel, Animationsfilm)

Bewilligte Fördersumme: 600.000 Euro

Drehbuch: Jan Strathmann, Regie: Ute von Münchow-Pohl

Antragsteller: SERU Animation GmbH & Co. KG, Ludwigsburg

Heinzelmädchen Helvi entdeckt, dass es neben ihrer eigenen Sippe noch andere Heinzels gibt: Eine Heinzel-Gang, die für jeden Spaß zu haben ist und allerlei modernste Technik einsetzt. Supermützengenial!, denkt Helvi – bis sie feststellt, dass die Gang vom Helfen nichts mehr wissen will. Zwischen Helvi und dem jüngsten Gangmitglied, Bo, entwickelt sich jedoch eine besondere Freundschaft, die die Kraft hat, beide Heinzel-Sippen nach über 250 Jahren endlich wieder zu versöhnen.

 

Herrgottscheißerchen (Arbeitstitel, Spielfilm)

Bewilligte Fördersumme: 550.000 Euro

Drehbuch/Regie: Alison Kuhn

Antragsteller: Niama-Film GmbH, Stuttgart

Jahrelang lebt der erfolglose Theaterregisseur Roberto von den Einkünften seiner Frau. Als diese ihn schließlich gegen ein jüngeres Modell eintauscht, bleibt dem verlassenen Großstädter nichts anderes übrig, als die Leitung einer Laientheatergruppe anzunehmen, irgendwo im tiefsten Schwabenland. Die schrullige Dorfgemeinde bemüht sich vorbildlich den frustrierten Neuankömmling zu integrieren - mit mäßigem Erfolg: Vom Berliner "Hafermilch-Latte“-Alltag hin zur Freude an Viertele, Mauldasch und Hocketse ist doch einiges an Überwindung nötig…

 

Laura Dekker (Arbeitstitel, Spielfilm)

Bewilligte Fördersumme: 450.000 Euro

Drehbuch/Regie: Florian Cossen, Koautorin: Elena von Saucken

Antragsteller: Sommerhaus Filmproduktion GmbH, Ludwigsburg

Nach wahren Begebenheiten erzählt der Film von der 14-jährigen Laura Dekker, die gegen größten Widerstand aufbricht, alleine die Welt zu umsegeln. Während Lauras Entschlossenheit ihre bereits gespaltene Familie zunächst zusätzlich entzweit, bringt ihre Reise am Ende neue Verbundenheit und für Laura einen Weg in eine eigenständige Zukunft.

 

Davos (Arbeitstitel, Serie)

Bewilligte Fördersumme: 250.000 Euro

Drehbuch: Adrian Illen, Thomas Hess, Michael Sauter, Julia Penner

Regie: Anca Miruna Lázárescu, Jan-Eric Mack

Antragsteller: Letterbox Filmproduktion GmbH, Hamburg

Der 1. Weltkrieg verwüstet Europa. In Kontrast dazu erscheint der noble Bergkurort Davos wie eine Oase des Friedens. Doch in Wahrheit tobt hier ein unerbittlicher Agentenkrieg. Die Krankenschwester JOHANNA gerät dabei zwischen die Fronten: Um ihre Tochter zurückzubekommen, lässt sie sich auf ein tödliches Spiel mit dem deutschen Geheimdienst ein.

 

Iron Box (Spielfilm, Literaturverfilmung)

Bewilligte Fördersumme: 150.000 Euro

Drehbuch/Regie: Julia von Heinz, Koautor: John Quester

Antragsteller: Seven Elephants GmbH, Berlin

Polen im Jahr 1990 – die amerikanische Journalistin Ruth reist mit ihrem Vater Edek nach Polen. Gemeinsam mit ihm will sie der Geschichte ihrer Familie auf den Grund gehen. Edek hat nur knapp den Holocaust überlebt. Seitdem schweigt er über seine Vergangenheit und überspielt jeden Anflug von Trauer mit überbordender Lebenslust. Dass die zur Melancholie neigende Ruth die alten Wunden wieder aufreißt, kann Edek nicht verstehen – und sabotiert die gemeinsame Reise bei jeder Gelegenheit. Nach einer ereignisreichen Woche voller trauriger und auch komischer Erlebnisse schaffen es Tochter und Vater, sich einander zu öffnen.
 

Produktionsvorbereitung


The Caretaker (Thriller)

Bewilligte Fördersumme: 150.000 Euro

Drehbuch: Andrés Heinz, Regie: NN

Antragsteller: Kosmo Films GmbH, Freiburg

Um die Welt vor einer grausamen Infektion zu retten, muss der für wahnsinnig gehaltene Vater einer 4-köpfigen Familie, jeden Tag aufs Neue in ein mysteriöses Sumpfgebiet wandern, um dort ein Gewächs zu vernichten, welches sonst das Ende der Menschheit bedeuten würde/könnte.

 

Olympic Climbing (Arbeitstitel, Dokumentarfilm)

Bewilligte Fördersumme: 21.500 Euro

Drehbuch: Hanno Mertin, Regie: Hanno Mertin

Antragsteller: Rees & Walter GbR – Paradoks Filmproduktion GbR, Ulm

Ein Film über die internationale Kletterszene und den Aufstieg einer Nieschensportart zu einer Olympischen Disziplin.

 

Stoffentwicklung


Princess Fanta-Ghiro - The Quest For The Magic Amulet (Märchenfilm)

Bewilligte Fördersumme: 40.000 Euro

Drehbuch: Philip LaZebnik, Regie: verschiedene

Antragsteller: Sola Media GmbH, Stuttgart

Fanta-Ghiro, die Prinzessin des Königreichs Elysia, ist eine zielstrebige und selbstbewusste junge Frau. Als Fiorella, die mächtige Königin des benachbarten Sorondia beschließt, Elysia zu erobern, steht Fanta-Ghiros Leben plötzlich Kopf. Die Situation scheint ausweglos, da Fiorella über ein magisches Amulett verfügt, das ihr dunkle Zauberkräfte verleiht. Als einfache Kriegerin getarnt macht sich Fanta-Ghiro auf nach Sorondia, um Fiorellas inneren Zirkel zu infiltrieren und das magische Amulett zu entwenden. Die junge Prinzessin steht vor der größten Herausforderung ihres Lebens.
 

Tornado Tim (Serie)

Bewilligte Fördersumme: 30.000 Euro

Drehbuch: Julian Reich, Regie: NN

Antragsteller: Indi Film GmbH, Stuttgart

Um seine heroinabhängige Mutter zu retten, verwandelt sich ein aufmerksamkeitshungriger Halbwaise in einen erfolgreichen Kung-Fu Athleten und Youtube-Star.

 

Valérie (Spielfilm)

Bewilligte Fördersumme: 29.870 Euro

Drehbuch: Gerd Schneider

Antragsteller: Gerd Schneider, Stuttgart

Valérie ist CEO einer Beauty-Unternehmensgruppe, eine sehr reiche Frau an der Spitze eines Wirtschaftsimperiums. An ihrem 70sten Geburtstag lernt sie Leo kennen, einen Fotografen ohne Karriere, auf sympathische Art unbeholfen, voller Ambitionen, aber ohne Ressourcen – und 40. Er weckt plötzlich eine so große Sehnsucht in ihr, dass sie sich trotz des enormen Altersunterschieds und der sozialen Ungleichheit einfach nimmt, was für Männer ihres Alters und ihres Status‘ längst selbstverständlich ist – sie fängt eine Affäre mit ihm an. Sie genießt es, sich durch ihn selbst wieder jung zu fühlen – und schönen Sex zu haben. Und auch er scheint sie wirklich zu mögen, profitiert aber offenkundig auch gehörig von ihr. Doch nicht nur der Druck durch das familiäre Umfeld und die Öffentlichkeit wird zunehmend zum Problem, auch Valéries eigene emotionale Verwirrung, denn die Dinge sind nicht so einfach, wie sie von außen aussehen ... Was ist das, was die beiden da haben?

 

Bolzen (Serie)

Bewilligte Fördersumme: 29.524 Euro

Drehbuch: Andrej Sorin, Regie: NN

Antragsteller: MONTAVIA Filmproduktion GmbH, Ludwigsburg

Nach einer gescheiterten Fußballkarriere voller Skandale spielt ein Ex-Profi erneut in seinem Jugendverein, um sein Image für ein Comeback aufzupolieren. Doch keiner in seinem Heimatdorf hat auf ihn gewartet.
 

Tigerlilly (Spielfilm, Komödie)

Bewilligte Fördersumme: 27.100 Euro

Drehbuch: Colin Zech, Felix Ruple; Regie: NN

Antragsteller: Giganten Film Produktions GmbH,  Ludwigsburg

Um endlich die Nordlichter zu sehen, begibt sich die mürrische ehemalige Chanson-Sängerin Lilly mit ihrem Mann auf eine abenteuerliche Reise, ohne zu wissen, dass es ihre gemeinsam letzte sein wird. Eine bunte Hommage an Frida Kahlo und eine tragikomische Liebeserklärung an das Leben.

 

The Look of Love (Spielfilm, Romantische Komödie)

Bewilligte Fördersumme: 20.000 Euro

Drehbuch: Moritz Lauer, Alexander Dreissig; Regie: NN

Antragsteller: PANTALEON Films GmbH, München

Der 16-jährige Schüler Mio zieht mit seiner Familie nach Stuttgart. Gleich am ersten Tag an seiner neuen Schule, verguckt er sich in ein Mädchen. Doch bevor Mio sie ansprechen kann, wird er in einen Unfall verwickelt, der ihn "gesichtsblind" macht: Eine reale neurologische Dysfunktion, bei der die Betroffenen Gesichter nicht wiedererkennen können. Gemeinsam mit seinem Kumpel Noah und der freigeistigen Leo sucht Mio die Schule nach dem Mädchen ab. Dem Mädchen, das ihm nicht aus dem Kopf geht, an dessen Aussehen er sich aber nicht mehr erinnern kann.
 

Junger Dokumentarfilm


Der Rattenfänger

Bewilligte Fördersumme: 86.999 Euro

Drehbuch/Regie: Benjamin Rost, Erec Brehmer

Antragsteller: MSZ Production & Consulting, Ludwigsburg

Der Film nähert sich dem Phänomen des verstorbenen Michael Born, Journalist, Anarchist und notorischer Betrüger, der Mitte der 90er Jahre das gesamte Privatfernsehen-System durch seine gefälschten Beiträge an der Nase herum geführt hat. Seine Geschichten über den deutschen Ku-Klux-Klan, ein kurdisches Bombenattentat in der Türkei oder das Gift einer Drogenkröte flogen erst nach Jahren auf und führten zu einem fulminanten Schauprozess, bei dem auch Günther Jauch und andere Fernsehgrößen vor Gericht aussagen und sich rechtfertigen mussten – eine Spurensuche.

 

Niemandsland (Arbeitstitel)

Bewilligte Fördersumme: 56.242 Euro

Drehbuch/Regie: Esra Laske

Antragsteller: Third Picture, Stuttgart

Wie jedes Jahr fallen hunderte Vögel, abgeschossen von Jägern im zyprischen Niemandsland vom Himmel. Die sogenannte ‚Green Line‘ ist eine Pufferzone zwischen Nord- und Südzypern, ein staatenloses Gebiet, das ein Land entzweit und in dem immer wieder Geflüchtete stecken bleiben. Wie definiert diese Grenze die Rechte und Identitäten der Menschen am Rande von Europa.

 

Wer ist das Volk

Bewilligte Fördersumme: 56.242 Euro

Drehbuch/Regie: Jannika Quaas

Antragsteller: Eikon Media GmbH, Stuttgart

Die Kamera begleitet die Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik von den Grünen im ersten Jahr ihrer Amtszeit. Aus einer jungen Perspektive blickt der Film auf die Grundpfeiler unserer Demokratie und stellt die übergeordneten Fragen: Wie divers ist die deutsche Volksvertretung? Kommen in unserer Demokratie ausreichend Stimmen zu Wort?

 

Die Verurteilten von Moria (Arbeitstitel)

Bewilligte Fördersumme: 56.242 Euro

Drehbuch/Regie: Jennifer Mallmann

Antragsteller: FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg GmbH & Co KG, Ludwigsburg

Die umstrittene Verurteilung sechs jugendlicher Schutzsuchender für die Inbrandsetzung des Flüchtlingscamps Moria ist der Ausgangspunkt einer Suche nach der Verantwortung und Haltung Europas zur Flüchtlingsfrage.

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