Hauptpreis Deutscher Dokumentarfilmpreis 2023 ex aequo an den MFG-geförderten Film „Kash Kash“ und „When Spring Came To Butcha“

Der von der MFG Filmförderung und Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg LFK gestiftete Publikumspreis geht an den Film „Generation Euromaidan“

Regisseurin Lea Najjar umringt von ihren Produzenten Julian Haisch (studentischer Producer Filmakademie Ludwigsburg), Max Brunner und Matthias Drescher (Film- Fernsehlabor Ludwigsburg FFL; v. links nach rechts) | Bild: Patricia Neligan, SWR

Bei einer festlichen Veranstaltung wurde am Abend des 30. Juni 2023 in Stuttgart der Deutsche Dokumentarfilmpreis in fünf Kategorien verliehen.

Die Hauptjury hatte sich in diesem Jahr dazu entschieden, den Hauptpreis zweimal zu vergeben und infolgedessen das Preisgeld zu teilen. Der mit 20.000 Euro dotierte, vom Südwestrundfunk (SWR) und der MFG Baden-Württemberg gestiftete Hauptpreis geht je hälftig an die Filmregisseurin Lea Najjar für „Kash Kash – Without Feathers We Can’t Live“ sowie an Mila Teshaieva und Marcus Lenz für „When Spring Came to Bucha“.

Hauptpreis: „Kash Kash – Without Feathers We Can’t Live“

Der von der MFG Filmförderung unterstützte Dokumentarfilm „Kash Kash“ über Brieftaubenzüchter auf den Dächern in Beirut hat bereits mehrere Auszeichnungen gewonnen, darunter im vergangenen Herbst den First Steps Award als Bester Nachwuchs-Dokumentarfilm. Regisseurin Lea Najjar zeigte sich bei der Verleihung tief bewegt, dass ihr Abschlussfilm des Studiums an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.

Lea Najjar wuchs selbst im Libanon auf und fängt mit „Kash Kash“ nicht nur das Spiel der Taubenzüchter*innen ‚Kash Hamam‘ selbst ein, sondern auch dessen Bedeutung für die Menschen im Libanon. Die Tauben über Beirut sind das Symbol des Friedens und der Freiheit. Im freien Flug der Tauben und im freien Spiel mit ihnen leben die Menschen ihre Sehnsüchte fern vom harten Alltag in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land.

Jurybegründung: „In diesem handwerklich meisterhaften Film erzählen die Filmemacherin Lea Najjar und ihr Editor Tobias Wilhelmer vom Überlebenskampf in Zeiten des politischen Umschwungs, vom Lachen und der Sehnsucht nach Freiheit in einer untergehenden Welt.“

„Kash Kash – Without Feathers We Can’t Live“: Deutschland, Libanon, Katar 2022 (Festival-Uraufführung), Buch und Regie: Lea Najjar; Kamera: Jonas Schneider; Montage: Tobias Wilhemer; Produktion: FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg, Matthias Drescher; Koproduktion: SWR, Filmakademie Baden-Württemberg, Filmförderung: Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, Doha Filminstitute.

Hauptpreis: „When Spring Came to Bucha“

Ebenfalls 10.000 Euro, gestiftet vom SWR und der MFG, gehen an die ukrainische Regisseurin Mila Teshaieva und den deutschen Regisseur, Producer und KameramannMarcus Lenz für „When Spring Came to Bucha“. Der Film dokumentiert das Leben in der vom russischen Angriffskrieg zerstörten ukrainischen Stadt Butscha. Das Trauma des Krieges spiegelt sich dort in den Gesichtern wider – Menschen gezeichnet von Fassungslosigkeit, von Leid und Verzweiflung. Zugleich kommen mit dem Erscheinen der ersten Frühlingsblüten Freiwillige von weit herbeigeeilt, um zu helfen. So zeigen die Menschen wachsende Fürsorge füreinander, auch eine unbändige Widerstandskraft.

Jurybegründung: „Entstanden ist ein sehr bewegender, aktueller und wichtiger Film über die Einwohner von Butscha, die darum kämpfen, nach dem Unfassbaren wieder ein Gefühl von Normalität zu erlangen.“

„When Spring Came to Bucha“, Deutschland 2022, Buch und Regie: Mila Teshaieva, Marcus Lenz; Kamera: Marcus Lenz, Mila Teshaieva; Montage: Evgenia Danilenko-Bekker, Julia Wiedwald; Produktion: Wildfilms; Koproduktion: WDR.
 

Publikumspreis: „Generation Eurmoaidan- Sehnsucht nach Demokratie“

Eine Zuschauer*innen-Jury der SWR Landesschau aus zehn Personen entschied in diesem Jahr zum dritten Mal über den mit 3.000 Euro dotierten Publikumspreis, gestiftet von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der MFG Filmförderung. Der Preis 2023 geht an den Film „Generation Euromaidan“ von Regisseur Kristof Gerega. Der Dokumentarfilm begleitet über fast zehn Jahre drei befreundete junge Journalist*innen und Aktivist*innen in der Ukraine, die sich zu Politiker*innen eines zerbrechlichen demokratischen Systems entwickeln.

Jurybegründung: „Der Film zeigt, wie lange und wie anstrengend der Weg hin zu einer funktionierenden Demokratie ist. […] Ein starker Dokumentarfilm, den die Jury unbedingt weiterempfiehlt.“

„Generation Eurmoaidan“, Deutschland 2022, Buch und Regie: Kristof Gerega; Bildgestaltung: Anton Yaremchuk; 2. Kamera: Marharyta Kurbanova, Denis Melnik, Montage: Barbara Toennieshen; Produktion: Thurnfilm GmbH, ausführender Produzent: Valentin Thurn; Koproduktion. Weltfilm GmbH, Schuldenberg Films, Sophie Ahrens, Fabian Altenried, Kristof Gerega; im Auftrag: ZDF/Das kleine Fernsehspiel, gefördert durch: Creative Europe Media.
 

Förderpreis und Musikpreis

Der mit 3.000 Euro dotierteFörderpreis des Hauses des Dokumentarfilms in Stuttgart geht an Ole Jacobs und Arne Büttner für ihren Film „Nasim“. Sie begleiten in ihrem Regiedebut Nasim, die zusammen mit ihrer Familie aus Afghanistan geflüchtet und im überfüllten Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos gelandet ist.

Mit 5.000 Euro verbunden ist der vom SWR gestiftete Musikpreis, der dieses Jahr an den Regisseur Lutz Pehnert für das Filmporträt „Bettina“ vergeben wurde. Der Dokumentarfilm von Lutz Pehnert erzählt die bewegende Lebensgeschichte der Liedermacherin Bettina Wegner, geboren 1947, die überraschend auch nach Stuttgart angereist war.
 

Ehrenpreis für ein Lebenswerk an Wim Wenders

Zum dritten Mal wurde in diesem Jahr der Ehrenpreis für ein Lebenswerk vergeben, der undotierte Preis zeichnet große Persönlichkeiten des Dokumentarfilms und ihre herausragenden Werke aus. In diesem Jahr wurde Wim Wenders geehrt. Der 77-jährige, in Düsseldorf geborene Regisseur, Produzent und Autor ist einer der wichtigsten und einflussreichsten Filmschaffenden weltweit. Seit den späten 1960ern hat Wim Wenders mehr als sechzig Filme erschaffen. Es sind Spiel- wie auch Dokumentarfilme, welche alle von einer tiefen Emotionalität geprägt sind. Volker Schlöndorff, der ihm den Preis überreichte, über Wim Wenders: „Das Leben zu suchen, zu betrachten und möglichst unverfälscht wiederzugeben ist Wim Wenders‘ große Stärke. Insofern sind alle seine Dokumentarfilme auch Spielfilme – und umgekehrt.“

Der Ehrenpreis des Deutschen Dokumentarfilmpreises wird gemeinsam vom SWR Doku Festival und der MFG Baden-Württemberg vergeben.

Durch den Abend führte charmant, souverän und fachkundig TV-Moderator Michael Steinbrecher.

Die weiteren Preisträger finden Sie auf der Websitewww.deutscher-dokumentarfilmpreis.de

Die Aufzeichnung der Preisverleihung ist ab 5. Juli 2023 auf der Website des SWR Doku Festival abrufbar.

Jury Deutscher Dokumentarfilmpreis 2023:

Prof. Aelrun Goette, Jurypräsidentin (Regisseurin und Drehbuchautorin), Prof. Heinrich Breloer (Autor und Regisseur), Prof. Dieter Kosslick (2001 bis 2019 Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin und Professor an der Filmuniversität Babelsberg), Maria Speth (Regisseurin und Preisträgerin des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2022), Franz Böhm (Regisseur und Preisträger des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2022).

Pressekontakte

SWR: Daniela Kress, Telefon 07221 929 23800

E-Mail: daniela.kress@swr.de

MFG Filmförderung Baden-Württemberg:

Max-Peter Heyne, Telefon: 0711-90715-407

E-Mail: heyne@mfg.de

Bitte weitersagen. Teilen Sie diesen Beitrag.