Zum Abschluss des 76. internationalen Filmfestivals im südschweizerischen Locarno (2.-12.8.) wurde am Samstag der Schauspielpreis des Nachwuchswettbewerbs an die Darstellerin und den Darsteller der deutschen Produktion „Touched“ vergeben, der mit 300.000€ maßgeblich von der MFG Filmförderung unterstützt wurde: Die isländische Schauspielerin Ísold Halldórudóttir und ihr griechischer Kollege Stavros Zafeiris spielen in „Touched“ eine übergewichtige Pflegerin und ihren querschnittgelähmten Patienten, die eine ungewöhnliche und tabubrechende Beziehung eingehen. Der Film hinterfragt gleichfalls Schönheitsideale und Konventionen und taucht ein in die Komplexität menschlicher Beziehungen. Sowohl für Ísold Halldórudóttir als auch für Stavros Zafeiris ist „Touched“ das Debut als Filmschauspieler*in.
Das von Drehbuchautorin und Regisseurin Claudia Rorarius erzählte Liebesdrama lief in Locarno im Nachwuchswettbewerb „Cineasti del presente“ („Filmemacher der Gegenwart“) und galt bei etlichen Filmkritikern bereits unmittelbar nach seiner Weltpremiere am 7. August als Favorit für einen Leoparden. Produziert wurde der unter anderem von der MFG Filmförderung unterstützte Kinofilm von Jörg Siepmann und Harry Flöter (2Pilots Filmproduktion) zusammen mit Claudia Rorarius‘SoQuiet Filmproduktion und in Zusammenarbeit mit dem SWR (Redakteur/in Dominik Brückner, Stefanie Gross) sowie dem WDR (Redakteurin Andrea Hanke).
Claudia Rorarius hat ihr Drama mit paneuropäischer Besetzung inszeniert, sodass im Film Deutsch, Isländisch, Griechisch und Englisch gesprochen wird. Der nun für seine schauspielerische Leistung ausgezeichnete Hauptdarsteller Stavros Zafeiris ist selbst seit einem Motorradunfall, den er 1999 mit 16 Jahren erlitt, gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen, arbeitet aber bereits seit Jahrzehnten als Theaterschauspieler und Tänzer im inklusiven Ensemble EXIS. Im Jahr 2017 wurde er unter der Anleitung von Alito Alesi zum zertifizierten Danceability-Lehrer und studierte. Er trat in „M.A.N.T.IS“ mit EXIS auf und war Teil der postmodernen Theateradaption von Schillers „Maria Stuart“, bevor er begann, Schauspielerei an der inklusiven Schauspielschule ISON in Athen zu studieren. Er arbeitete mit Stegi Onasi zusammen und schuf die Choreografie für „Love's Underworld“ und studierte 2022 Butoh-Tanz unter Kim Itoh in Paris.
Ísold Halldórudóttir, 27 Jahre alt aus Reykjavik/Island, begann 2017 zu modeln. Ihre Arbeit war zu sehen in Vogue Italia, Dazed & Confused, Love Magazine, Heroin Magazine, Blonde Magazine, Office Magazine, Mob Journal und der Marc Jacobs Perfect Parfümkampagne. Als Vertreterin einer neuen Generation, die ihr Selbstbild selbst in die Hand nimmt, kämpft sie für Vielfalt, während sie als Künstlerin und Aktivistin den Status quo in Frage stellt.
Claudia Rorarius, geboren in West-Berlin, arbeitet seit 1995 erfolgreich als Fotografin. Ihre intensiven Porträts von Prominenten wurden in zahlreichen internationalen Magazinen (Zeit, Spex, Wallpaper) veröffentlicht. Sie studierte Regie an der Kunsthochschule für Medien Köln und drehte während ihres Studiums mehrere international ausgezeichnete Spiel- und Dokumentarfilme. „Chi l'ha visto“ („Who saw him“) war 2008 ihr erster Spielfilm, den sie auch als Produzentin betreute. „Touched“ ist ihr zweiter Langspielfilm. Derzeit stellt sie ihren dritten Spielfilm, „Ken – The Movie“, fertig und entwickelt das Drehbuch für ihr nächstes Projekt, den Science-Fiction-Film „Humanoid“.
„Touched“ wurde mit Unterstützung der MFG Filmförderung, der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, des Deutschen FilmFörderFonds DFFF, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und von Creative Europe Media realisiert. Der deutsche Kinostart im Verleih von Cologne Cine Collective ist für Anfang 2024 geplant.
Das Locarno-Filmfest im italienisch-sprachigen Teil der Schweiz gilt weltweit als eines der renommiertesten Festivals für Nachwuchstalente, denen ein eigener Wettbewerb gewidmet ist. Insgesamt wurden in diesem Jahr 214 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Experimentalfilme Open Air auf der großen Piazza oder in den Kinos am Lago Maggiore präsentiert.
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